Gibt es besondere Ansprachestrategien bzw. spezifische Praktiken oder Zugänge zu den drei Zielgruppen (gering literalisierte auf Arbeitssuche, von Ausbildungsabbruch gefährdete gering literalisierte Auszubildende und durch Arbeitsplatzverlust bedrohte gering literalisierte Beschäftigte)? Wessen Unterstützung ist notwendig, um diese zu erkennen, zu erreichen und zu motivieren?
Als Grundbildungsträger und Anlaufstelle für Betroffene und Multiplikator:innen registrieren wir, mit welchem Bedarf Menschen uns kontaktieren. Lernangebote müssen zu den Lebensbedingungen der Zielgruppe passen. Wir bieten z.B. einen Tageskurs mit einem Umfang von 16 Wochenstunden und einen Abendkurs mit nur 6 Wochenstunden in den frühen Abendstunden. Insbesondere dort ist individuelles Arbeiten zentral, da die Teilnehmenden durch Schichtdienst und andere Faktoren aus ihrem Erwerbsleben nicht immer regelmäßig teilnehmen können. Dadurch, dass wir durch die Abendkursteilnehmenden direkt oder indirekt in Kontakt mit deren Arbeitgeber:innen stehen, wirkt die „Mundpropaganda“ hier nicht nur im privaten Umfeld, sondern in die Unternehmen hinein.
Entscheidend ist es, ein passendes Angebot zu haben, zu entwickeln oder ein passendes Angebot zu kennen, in das weitergeleitet werden kann. Das erfordert im Vorfeld viel Engagement, Informationen und Kenntnisse, Gespräche und insgesamt ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen.
Wie erheben Sie den Lernbedarf Ihrer Zielgruppen?
In einer Kursberatung vor der Teilnahme erfragen wir Eckdaten zu Vorkenntnissen, Infos zum Schulbesuch und Berufserfahrung und Wünsche bezüglich des Lesen und Schreiben Lernens. Teil dieser Kursberatung ist ein Schreibtest, der uns eine erste Vorstellung von den Schreibkenntnissen der Person vermittelt.
Im Laufe des Kurses erheben wir den Lernbedarf kontinuierlich. Dies geschieht durch Beobachtungen und Gespräche, sowohl auf individueller Ebene im Lesen, Schreiben und Rechnen, da alle sehr unterschiedliche Vorkenntnisse, Baustellen und Geschwindigkeiten mitbringen, als auch in den Lerngruppen, wo wir nach Bedarfen im Bereich Grundbildung und dem Umgang mit dem Internet sowie digitalen Medien fragen.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Teilnehmendengewinnung und wie gehen Sie damit um?